Fotografieren im Maßstab 1:160 (2)


Der Weg zum fertigen Bild

Nachdem ich im letzten Artikel festgehalten habe, welche Hilfsmittel man benötigt, um eine schöne Nachtaufnahme einer Modelllandschaft (es lebe die neue Rechtschreibung!) zu gestalten, soll es heute darum gehen, wie mein Vater und ich letztlich zu einem guten Bild gelangt sind. Dabei möchte ich vor allem auf drei Punkte eingehen, die uns für ein spannendes Bild wichtig waren: Bildkomposition, Fokus und Lichtspuren.

Bildkomposition

Wenn man im echten Leben fotografiert, hat man es zumeist recht leicht, einen natürlichen Blickwinkel zu erreichen. Man fotografiert von Augenhöhe, so dass es für den Betrachter des entstehenden Bildes einfach ist, die Perspektive zu begreifen. Besonders geübte Fotografen können diesen natürlichen Blickwinkel jedoch durchbrechen und durch eine besonders schräge Komposition, oder den Blick aus der Vogelperspektive besonders ausdrucksstarke Fotos zaubern.

In der Modellfotografie war es in unserem Fall jedoch Ziel, eine möglichst natürlich wirkende Abbildung der Miniaturlandschaft zu erreichen. Wir wollten uns also mit unserem Fotoobjekt auf Augenhöhe begeben. Gar nicht so einfach, wenn die natürliche Augenhöhe bei einem Maßstab von 1:160 bei ca. 1,2cm über dem Boden liegt und das Objektiv allein schon einen Durchmesser von knapp 8cm besitzt.

Mit einer entsprechend langen Brennweite konnten wir hier aber ein wenig tricksen und die Kamera vor der Eisenbahnplatte aufstellen, so dass das große Objektiv eigentlich gar nicht weiter im Weg war. Nachdem wir dann noch die Kamera etwas nach unten gekippt hatten, um die unschöne weiße Raufasertapete aus dem Bild zu bekommen, war die Komposition soweit abgeschlossen. Da wir die Kamera nun nicht mehr bewegen mussten, konnten wir uns jetzt ans Fokusieren machen…

Fokus

Wie im letzten Artikel schon kurz beschrieben, macht es sich zum fokussieren gut, alles nur irgendwie verfügbare Licht anzuschalten. So kann man durch den Sucher genau sehen, worauf der Fokuspunkt liegt. Moderne Kameras helfen hier außerdem noch mit einer Funktion, die es ermöglicht am Display der Kamera abzuschätzen, wo das Bild scharf gestellt ist. In meinem Fall heißt dieser Modus Live View und ich kann sogar mit Hilfe eines 10-fachen digitalen Zoom noch einmal genauer hingucken.

Nicht zu vernachlässigen ist beim Scharfstellen auch die Schärfentiefe – also wie lang der Bereich im Bild ist, in dem alles Scharf ist. Bei geringer Schärfentiefe wird nur ein ganz kleiner Bereich im Bild scharf dargestellt. Alles was sich vor oder hinter diesem Bereich abspielt kann optisch einfach nicht mehr scharf gestellt werden. Dieser Effekt wird vor allem in der Portraitfotografie verwendet, um das Model vom Hintergrund hervorzuheben und lässt sich mit Hilfe des Öffnens bzw. Schließens der Blende beeinflussen: Je weiter offen, desto geringer die Schärfentiefe, je weiter geschlossen, desto größer.

Wir wollten es schaffen, möglichst nah an ein natürliches Betrachtungserlebnis zu kommen, und haben uns deswegen für eine sehr große Schärfentiefe – also eine geschlossene Blende – entschlossen. Dies hat natürlich Auswirkungen auf die Belichtungszeit. Denn, je kleiner die Blende, desto weniger Licht gelangt zum Sensor! Da wir uns vorgenommen hatten, Lichtspuren eines Zuges auf das Bild zu bannen, kam uns die Verlängerung der Belichtungszeit aber eher entgegen.

Lichtspuren

Bei Langzeitbelichtungen hat man als Fotograf die große Chance Bewegung innerhalb eines Bildes einzufangen. Alles was sich innerhalb der Belichtungszeit auf dem Bild bewegt und was hell genug angestrahlt wird (oder selbst strahlt), um vom Sensor erfasst zu werden, hinterlässt eine Spur.
Gerade Lampen neigen allerdings bei einer Langzeitbelichtung dazu, alles was in der unmittelbaren Umgebung liegt zu überstrahlen. Deshalb kann es hilfreich sein, einen Aufhellblitz zur Hand zu nehmen, um einen bestimmten Bereich deutlicher hervor zu heben.

Mit einer cleveren Kombination aus leuchtendem Objekt und Aufhellblitz kann man sich nun an die Gestaltung  seines Bildes machen. Je nach dem, wann man den Aufhellblitz betätigt und in welche Richtung sich das Objekt bewegt, entstehen dann ausdrucksreiche Lichtspuren.